„Wir werden weiter für den Frauensport brennen“
DHB-Bilanzpressekonferenz am letzten WM-Spieltag in Deutschland: Mehr Karten verkauft als erhofft, tolle Atmosphäre in den Hallen und eine große Bühne für „Hands up for more“
Mit den Viertelfinals Deutschland gegen Brasilien und Norwegen gegen Montenegro in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle endete am Dienstag der deutsche Teil der Frauen-Weltmeisterschaft 2025, die der Deutsche Handballbund gemeinsam mit dem niederländischen Verband organisierte. Nach 42 von 44 Spielen auf deutschem Boden zog der DHB in Dortmund die vorläufige Turnierbilanz. Finanziell und von der Atmosphäre in den Hallen war das Turnier ebenso ein voller wie mit Blick auf die Bewegung „Hands up for more“ – da waren sich die DHB-Repräsentanten absolut einig.
„Wir wollten gute Gastgeber sein, das haben wir eindrucksvoll demonstrieren können. Organisatorisch traut man es uns Deutschen zu, ein solches Turnier zu stemmen. Die Besonderheit in Deutschland, auf die wir stolz sein können: unser Publikum füllt Hallen auch dann, wenn wir nicht selbst spielen, wie zum Beispiel in Trier. Diese Atmosphäre kennen die Teams aus anderen Ländern nicht“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann, für den auch die Leistungen des DHB-Teams auf dem Feld entscheidend für die gelungene Bilanz sind: „Sportlich war das sehr erfolgreich, das hat die Mannschaft eindrucksvoll bewiesen mit sechs Siegen. So souverän und stabil habe ich die Mannschaft noch nie erlebt. Ich hoffe natürlich, dass sie auch das siebte Spiel gewinnt.“
Was Michelmann besonders freute, war der Fakt, dass die Bewegung „Hands up for more“ dank der WM zu einem durchschlagenden Erfolg wurde: „Damit wurden einige Diskussionen rund um den Frauensport angestoßen, wie Diversität, TV-Übertragungen oder gleiche Bezahlung. Wir konnten auf viele Themen aufmerksam machen, auch daher war die WM ein voller Erfolg.“
Dies bestätigte Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des DHB, auch für andere Ebenen: „Auch wenn wir das finale wirtschaftliche Ergebnis noch nicht haben, fällt es besser aus als geplant. Wir haben inklusive des erneut ausverkauften Viertelfinaltags in Dortmund 70 Prozent aller verfügbaren Tickets für die deutschen Spielorte verkauft. Unser Plan waren 66,6 %, somit sind wir knapp übers Ziel gekommen. Auch ohne deutsche Beteiligung waren immer rund 2000 Fans in den Hallen.“ Das Thema Hands up for more setzte sich auch in anderen Zahlen fort: 56 Prozent der rund 430 WM-Volunteers sind weiblich, auch bei den Hauptamtlichen wurde das Ziel von über 50 Prozent Frauen erreicht.
„Ich bin beeindruckt und sehr stolz auf unsere Mitarbeiter, Dienstleister und Volunteers, was wir erreicht haben. Wir haben nach der EM 2024 nochmal einen draufgesetzt. Wir haben Dinge gemacht, die funktionieren – volle Hallen mit einer bombastischen Atmosphäre wie in Dortmund, Fan Village, Hands up for more. Alle Gäste, Mannschaften und Offizielle waren begeistert, das war ein Highlight-Event. Die Teams haben die exzellente Infrastruktur wie Hotels, Essen, Transport gelobt, es gab ausschließlich positive Rückmeldungen. Der montenegrinische Verbandspräsident hat mir gesagt: ‚Ihr müsst jedes Turnier organisieren.‘ Das geht natürlich nicht.“
Mit strahlenden Augen präsentierte Saskia Lang, im WM-Organisationskomitee fürs Marketing zuständig und Managerin von „Hands up for more“, ihre Bilanz. „Diese Bewegung steht nicht nur fürs WM-Turnier, wir haben viel früher angefangen, um auf Themen wie Gleichberechtigung, Aufmerksamkeit und Respekt hinzuweisen. Ich hätte mir nicht erträumen können, wie groß die Euphorie ist und wie viele Leute wir erreicht haben mit vielen kleinen Maßnahmen. Natürlich war auch der sportliche Ausgang entscheidend, das war ein hervorragender Schub. Nach der WM werden wir diesen Weg weiter gehen und ‚Hands up for more‘ am Leben halten, auch über Tabuthemen sprechen und Dinge vorantreiben.“ Auch Lang war begeistert von der Atmosphäre in der Westfalenhalle: „Dortmund kann Frauenhandball, das Fan Village war eine tolle Bühne für viele Themen, das Gesamtpaket war perfekt, um unseren Sport und unsere Werte zu präsentieren.“
Dass „Hands up for more” auch in Zukunft auf der DHB-Agenda stehen wird, betonten auch Michelmann und Schober: „Wir werden weiter brennen für den Frauensport. Wir haben uns für die Junioren-WM 2028 beworben und werden Gastgeber der Frauen-EM 2032. Diese Turniere werden wir weiter nutzen, um Frauensport zu entwickeln“, sagte der DHB-Präsident.
Das nächste Länderspiel der DHB-Frauennationalmannschaft ist am 8. März in Heidelberg, wo es in der EM-Qualifikation gegen Slowenien geht. Und weil sich Dortmund bestens bewährt hat, wird in 2026 auch ein Männer-Länderspiel in der Westfallenhalle stattfinden. Zudem gab Michelmann bekannt, dass Deutschland bei den Europameisterschaften 2032 der Männer (mit Frankreich) und der Frauen (mit Dänemark und Polen) Gastgeber des Finalwochenendes sein werde.
Noch weiter blickte Andreas Michelmann mit Blick auf eine mögliche deutsche Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 voraus. Gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Christiane Schenderlein, Staatsministerin für Sport, war der DHB-Präsident bei einem Spieltag in Dortmund – und betonte, dass der DHB hinter dieser Bewerbung steht: „Natürlich hat eine Weltmeisterschaft in Deutschland sportpolitisches Gewicht für eine Olympia-Bewerbung. Wir haben uns vor einigen Jahren vorgenommen, Großveranstaltungen zu organisieren. Profitieren soll nicht nur der DHB, sondern als Teamsport Deutschland haben wir uns verpflichtet, Großveranstaltungen bis Olympia auszurichten. Welt- und Europameisterschaften in Deutschland gab es im Handball. Fußball, Basketball, Eishockey und Hockey. Logisch, dass bei einer WM die Werbetrommel gerührt wird für Olympia und speziell für den anstehenden Bürgerentscheid in NRW, der hoffentlich so positiv ausfällt wie in München.“