400 Hände gehen hoch für den Frauenhandball
Am Vorabend des DHB-Bundestags dreht sich in Dresden alles um die Bewegung „Hands up for more“
Es wurde viel gelacht, fein diniert – und gleichzeitig ging es um eine wichtige Botschaft: „Hands up for more“, die Bewegung des Deutschen Handballbunds rund um die Frauen-WM, stand im vollen Fokus bei der Veranstaltung am Vorabend des DHB-Bundestags in Dresden. Ganz zum Ende hoben alle rund 200 Delegierten im „Löwenkeller“ die Hände nach oben, der Saal strahlte in den Farben des Turniers und auf den Videoleinwänden lief die offizielle WM-Hymne „Hands up for more“. Für den DHB-Vorstandsvorsitzenden Mark Schober war dies ein tolles Signal: „Wir können alle stolz auf die Bewegung ‚Hands up for more‘ sein. Wir als DHB leben das Thema Frauensport und bringen es auch in die Zukunft.“
In vielen kurzweiligen Interviews hatte Moderatorin Anett Sattler das Thema Frauensport im allgemeinen, Frauenhandball sowie „Hands up for more“ im Speziellen thematisiert. Es gab viele eindringliche Appelle, aber auch viele Lacher. Den größten Applaus gab es für Anja Althaus und Laura Ludwig – die gleich bei ihrem ersten Treffen, wie sie selbst bekannten, zu „Freundinnen fürs Leben“ geworden zu sein.
Da die 243-malige DHB-Nationalspielerin, dreimalige Champions-League-Siegerin sowie aktuelle Managerin der Frauen-Nationalmannschaft und Botschafterin des WM-Spielorts Trier. Da die Beachvolleyball-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin, viermalige Europameisterin und heute einziges weibliches Vorstandsmitglied beim Hamburger SV. „Als ich noch Spielerin war, gab es alle diese Sachen nicht wie heute – gleiche Tagegelder, gleicher Staff beim Nationalteam, gleiche Wertschätzung. Ich finde es unglaublich, was sich alles getan hat. Und ich hoffe, dass diese Bewegung nachhaltig und lange weiterverfolgt wird, weit über die WM hinaus“, sagte Althaus. „Sichtbarkeit, Respekt und professionelle Strukturen“ sind für die frühere Kreisläuferin die wichtigsten Punkte bei „Hands up for more“.
Laura Ludwig ist nicht nur fünfmalige Olympionikin, sondern war zweimal als Mutter zweier Söhne unter den fünf Ringen am Start – und begeisterte die Gäste mit viel Offenheit, Humor und Charme, wie man solche Situationen meistert. „Bei Olympia in Paris saß mein Sohn auf der Tribüne, das war unglaublich. Und ich war so stolz, meinen Kindern zu zeigen, wie ihre Mutter ihr Geld verdient. Auch im Leistungssport ist es möglich, Kind und Karriere zu vereinbaren.“ Als sie schließlich ins Präsidium des Hamburger Sportvereins gewählt wurde, merkte die Wahl-Hamburgerin „Da waren nur Männer. Aber ich habe gleich angefangen, blonde Fragen zu stellen, das hat gewirkt.“
Als ganz wichtig betrachtet Laura Ludwig „Hands up for more“, denn: „Man muss alles dafür geben, das Frauensport mehr Sichtbarkeit erhält, da sind solche Kampagnen toll und bedeutsam. Ich hoffe, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der Heim-WM durch richtig viele Erfolge für Interesse und Sichtbarkeit sorgt. Und dass die Spielerinnen dabei richtig viel Spaß haben und Leidenschaft zeigen, denn das ist die beste Motivation im Leistungssport.“
Vor Ort beim WM-Eröffnungsspiel in Stuttgart wird auch Männer-Bundestrainer Alfred Gislason sein – und wieder beide Hymnen singen, denn der erste Gegner für Antje Döll & Co. ist Gislasons Heimatland Island. „Ich wünsche mir, dass die Frauen ein genauso tolles Heimturnier haben wie wir im Januar 2024, mit vollen Hallen und einer tollen Begeisterung. Frauenhandball wird immer besser, und die Frauen haben eine ähnliche Unterstützung verdient wie wir.“
Über den Handball hinaus geht die Förderung des Frauensports bei DHB-Präsident Andreas Michelmann, der sich als Vorsitzender der Vereinigung „Teamsport Deutschland“ für dieses Thema starkmacht: „Vor der WM, während der WM und darüber hinaus werden wir uns intensiv für den Frauensport einsetzen – getreu dem Motto des Bundestags: Handball kann mehr.“
Ebenfalls wie Laura Ludwig reichlich Gold im Sand gewann auch Kirsten Walter, Co-Kapitänin der deutschen Beachhandball-Nationalmannschaft, mit der sie je zweimal Welt- und Europameisterin sowie einmal Sieger der World Games wurde – und das, obwohl sie im normalen Leben einen 40-Stunden-Job nachgeht und in der Halle noch in der 2. Liga beim TV Gröbenzell aufläuft. „Das ist alles eine Sache der Selbstorganisation und Disziplin. Aber Sport gibt dir so viel zurück. Und ich habe mir selbst gezeigt, was man mit Ehrgeiz erreichen kann.“ Gleichzeitig hofft sie darauf, dass Beachhandball in der öffentlichen Wahrnehmung so populär wie Beach-Volleyball wird, sagte Walter, die wie Laura Ludwig das offizielle DHB-Sondertrikot im „Hands-up-for-more“-Design erhielt.
Für mehr Sichtbarkeit, Gleichberechtigung Respekt setzt sich auch Verena Svensson ein, die als Vorsitzende der Gleichstellungskommission im DHB-Präsidium sitzt. „Von diesem Bundestag und auch vom heutigen Abend gehen frische Ideen und neue Perspektiven aus. Und der Bundestag zeigt sich divers wie nie, was nicht nur der Frauenanteil, sondern auch die vielen jungen Delegierten zeigen. Wir profitieren alle von diesem Bundestag.“