DHB-Präsident Andreas Michelmann. - Foto: Kenny Beele
DHB-Präsident Andreas Michelmann. - Foto: Kenny Beele

Mehr Mitglieder, Finanzrekord und feste Ziele für die Zukunft

16.11.2025 | Verband

 

DHB-Bundestag in Dresden mit Berichten gestartet – Leitantrag des DHB-Präsidiums mit großer Mehrheit angekommen

Der höchste Mitgliederstand seit zehn Jahren, das wirtschaftliche beste Jahr der Verbandsgesichte und über eine Million Follower auf den digitalen Kanälen – die Zahlen, die im ersten Teil des DHB-Bundestags in Dresden präsentiert wurden, waren überragend. Hinzu kamen eine besondere Ehrung, ein Leitantrag für die Perspektive und Lob vom DOSB.

In ihrem Grußwort würdigte Michaela Röhrbein, Vorständin Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), vor allem das Engagement des DHB in Sachen Safe Sport Code, einen Meilenstein, um rechts- und verfahrenssicher gegen interpersonale Gewalt vorzugehen. „Der Code stärkt die Kultur des Hinsehens, schafft sichere Sportstrukturen und sichere Verfahren“, sagte Röhrbein, die den DHB auch als „Vorreiter für Gleichstellung der Geschlechter“ bezeichnete und die Bewegung „Hands up for more“ lobte. „Auch dass sich der DHB an der Seite des DOSB bei der deutschen Olympiabewerbung positioniert, schätzen wir sehr.“

Im Bericht des Präsidenten ging Andreas Michelmann auf fünf Themen ein: Leistungssport, Mitgliederentwicklung, Strukturen, Finanzen und gesellschaftliche Bedeutung. Zu Beginn aber bilanzierte er die aktuelle Gesamtlage: „Die soziale, wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland ist so kritisch wie lange nicht, aber es gibt dank der neuen Regierung eine Aufbruchstimmung für den Sport: Sie bekennt sich zu Olympischen Spielen, hat das Amt der Sportministerin eingeführt und 333 Millionen für Infrastrukturprojekte im Sport bereitgestellt.“

Leistungssport: „Ziel und Anspruch aller Frauen- und Männermannschaften im Hallen- und Beach Handball ist das Halbfinale. Wir wollen in allen vier Disziplinen in der Weltspitze vertreten sein. Bei den Männern in der Halle haben wir das Ziel erreicht, auch dank der verbesserten Nachwuchsarbeit in den Bundesligaklubs. Die Jugendzertifikate haben ihre Wirkung gezeigt, siehe auch die Medaillen und Titel im Nachwuchsbereich. Bei den Frauen gehören wir zur erweitern Weltspitze, müssen aber auch einmal Topteams schlagen bei Turnieren, die beste Voraussetzung haben wir bei der Heim-WM. Im Beachhandball ist Deutschland mit Männern und Frauen in der absoluten Weltspitze – wir wollen dieses Niveau halten und zugleich dafür kämpfen, dass es Olympische Sportart wird.“

Mitgliederentwicklung: „Die Zahl von mehr als 793.000 Mitgliedern ist die höchste seit zehn Jahren. Natürlich sind vor allem die EM- und WM-Turniere ein Motor, aber auch Aktionen wie Grundschulaktionstage, Engagement-Festivals und das Engagement in Vereinen und Landesverbänden. Ziel ist, dass 2030 ein Prozent aller Deutschen Mitglied in einem handballverein ist.

Finanzen: „2017 lag der Etat bei 10,5 Millionen, heute sind es 18,5 Millionen. Das liegt auch in der tollen Arbeit der hauptamtlichen Vorstände und deren Teams begründet.“

Strukturen: „Die wichtigsten Änderungen waren die Trennung von Ehrenamt und Hauptamt mit aller Konsequenz. Das wird von Beginn an bei uns gelebt, der Erfolg gibt uns Recht. Zweiter Punkt ist der Wandel von 22 Landesverbänden zu zehn Förderregionen, teilweise länderübergreifend. Sechs von zehn Förderregionen haben wir erreicht, und haben damit mehr Schlagkraft und Effizienz.“

Gesellschaftliche Herausforderung: „Die Pandemie war die größte Herausforderung, die Gesellschaft wurde stark erschüttert, aber kein Profiverein musste coronabedingt Insolvenz anmelden dank Unterstützung der Bundesregierung. Für die Amateurvereine ging es um die Rückkehr in die Hallen. Das Wichtigste: Heute haben wir höhere Mitgliederzahlen als vor Corona. Ein wichtiger Teil ist die Aufarbeitung eines Falles, der auch Eingang in die Regularien des Safe Sport Code findet. Wir wollen Rechtssicherheit haben, damit Eltern ihre Kinder guten Gewissens zum Handball schicken und Trainer weiter Mädchenmannschaften übernehmen. Ein wichtiger Teil unseres Engagements ist das Jahrzehnt des Handballs mit vielen Großveranstaltungen seit 2023 und bis 2032. Das Jahrzehnt des Handballs ist für uns kein Selbstzweck, sondern wichtig für Mitgliederzahlen und Fankultur. Deutschland ist das einzige Land, das in der Lage ist, Hallen zu füllen, auch wenn Deutschland nicht spielt.“

Im Anschluss an seinen Bericht stellte Andreas Michelmann den Leitantrag des DHB-Präsidiums vor. Die Delegierten des DHB-Bundestags stimmten mit 89 Prozent dafür.

Im Leitantrag des Präsidiums geht es um die Konkretisierung und Aktualisierung der Perspektive 2030, die beim vergangenen Bundestag 2021 definiert wurde. In den zentralen Handlungsfeldern Gewinnung und Bindung von Fans und Aufmerksamkeit, sportlicher Erfolg im Leistungssport sowie Gewinnung und Bindung von Spielerinnen und Spielern sowie Ehrenamtlichen werden weiterhin klare Ziele und Maßnahmen definiert. Für sportlichen Erfolg setzt das DHB-Präsidium das Ziel, den Frauenhandball zunehmend zu professionalisieren und den Beachhandball so zu entwickeln, um olympisch zu werden. Die Nachwuchsförderung soll die Grundlage dafür bilden, dass in allen vier Disziplinen (Frauen und Männer in Halle und Beach) die Nationalteams zur Weltspitze gehören.

Für den Bereich der Mitgliederentwicklung formuliert der Leitantrag als Ziel, dass bis 2030 ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland Mitglied in einem Handballverein sein soll. Dafür sollen die Rahmenbedingungen für Ehrenamt Anreize schaffen, neue Spielformen wie ein 4x4 im Handball geschaffen und die Landesverbände weiterentwickelt werden. Um die Handballfamilie und die Fans der Nationalteams zu binden, wird als Ziel ein enger und zeitgemäßer Dialog formuliert. Dafür müssen digitale Plattformen ausgebaut werden, Länderspiele und Turniere sollen Erlebnisse werden, die die Fans begeistern. 

Im Anschluss präsentierten die hauptamtlichen DHB-Vorstände ihre Berichte:

Mark Schober, der DHB-Vorstandsvorsitzende, blickte vor allem auf die Rekord-EM 2024 zurück, der ersten Handballveranstaltung mit mehr als einer Million Besucher sowie Zuschauer- Weltrekord beim Eröffnungsspiel in Düsseldorf. Im Schnitt haben 6000 Fans die Männer- und Frauen-Länderspiele besucht, die Männerspiele waren immer ausverkauft. Bei Frauen-Länderspielen gibt es den gleichen Standard wie bei den Männern. Im Bereich der internationale Sportpolitik hat der DHB Gerd Butzeck als Kandidaten für den IHF-Präsident nominiert, gewählt wird am 21. Dezember in Kairo. Aktuell stellt der DHB neun Gremienmitglieder bei EHF und IHF. 29,1 Prozent aller Delegierten beim Bundestag in Dresden sind weiblich. In der „Perspektive 2030“ wurden 93 von 118 Maßnahmen umgesetzt oder laufen. 

Ingo Meckes, Vorstand Sport, stellte das neue Personaltableau bei den Männer- und Frauen-Nationalmannschaften vor und blickte auf die zahlreichen Erfolge im Hallen- und Beachhandball zurück, in allen Altersklassen, inklusive viermal Nachwuchs-Gold in diesem Sommer. Ein Schwerpunkt war das neue Athletikkonzept – und auch in Sachen Finanzen gab es eine gute Nachricht: Die Förderung durch das Bundesinnenministerium ist um 40 Prozent gestiegen, das Geld wurde vor allem für Lehrgänge eingesetzt. International stellt der DHB vier Schiedsrichtergespanne.

Dr. Klaus Berding, Vorstand Finanzen: Das Jahr 2024 war das erfolgreichste Geschäftsjahr mit über 50 Millionen Euro Ertrag und 5,3 Millionen Gewinn nach Steuern. „Aber wir dürfen trotz acht Millionen Rücklagen nicht übermütig werden, denn kostendeckende Haushalte sind immer eine Herausforderung“, sagte Berding und verwies auf Verluste in 2023 sowie geplante Verluste in 2025 und 2026. Zudem stehen wichtige strategische Projekte wie die Frauen-WM, die Anschubfinanzierung für Handball360 und die Geschäftsstellenentwicklung an.

Auch Thomas Zimmermann, Vorstand Marketing und Kommunikation, konnte positive Zahlen präsentieren: die Zahl der Social-Media-Follower auf den 15 Social-Media-Kanälen des DHB ist auf eine Million gestiegen. 5,2 Millionen User hat mittlerweile handball.net, 2,5 Millionen Mal wurden die Videos von „Voices for more“ aufgerufen, und 2024 war die Handball-EM mit dem Slogan „Here to play“ auf Platz 2 im Google-Ranking hinter der Fußball-EM gewesen. Mittelfristig soll die Community weiter ausgebaut werden durch noch engeren Kontakt zur „Handballfamilie“. 

73.000 neue Mitglieder in Handballvereinen, insgesamt 793.149 Mitglieder - diese Zahlen präsentierte Martin Goepfert, Vorstand Mitgliederentwicklung. Vor allem der Anteil von Mädchen ist von 2022 bis 2025 um 14 Prozent gestiegen, insgesamt gab es deutlich mehr Wachstum im weiblichen Bereich. Dank Grundschulaktionstagen mit einer Million teilnehmenden Grundschülern und anderen Aktionen gab es ein nachhaltiges Wachstum im Kinderhandball, eine weitere Steigerung soll durch mehr Kooperationen von Vereinen zu Schulen erreicht werden.