Spieltag #6: Wochen der Wahrheit brechen an
Olli Scholz und die HSG Hanau schwimmen wie der Geger MSG Bieberau/Modau auf einer Welle der Euphorie. - Foto:Moritz Göbel
27.09.2019 Männer

Spieltag #6: Wochen der Wahrheit brechen an

Der 6. Spieltag in den vier Staffeln der 3. Ligen könnte einer der Superlative werden. Denn in allen Staffeln stehen spanende Spitzenspiele auf dem Programm, die die Tabellen ziemlich durcheinander wirbeln könnten. Zum Teil haben diese auch Derbycharakter oder einige Protagonisten treffen auf Vereine, deren Trikots sie viele Jahre trugen oder für die sie in der Verantwortung standen.

Staffel Nord-West

Im Nord-Westen steht ein besonders Verfolger-Duell im Fokus. Der VfL Eintracht Hagen empfängt die SG Schalksmühle-Halver. Ein Blick auf das Zahlenwerk belegt: Beide Teams weisen 9:1 Zähler auf und eine Tordifferenz von plus 30. Eine gewisse Würze erhält das Derby auch durch langjährige Tätigkeit von SGSH-Coach Hans Peter Müller, die viele Jahre auch bei der Eintracht als Co-Trainer tätig war. Vor einigen Wochen sagte der erfahrene Coach über die bisher herausragend gute Platzierung der Sauerländer: „Das wird sich in den kommenden Wochen einpegeln. Hagen zum Beispiel trainiert unter Profibedingungen. Wir nur vier Mal in der Woche.“ Somit sieht Müller die Hagener auch unter ein wenig unter Druck. Hagens Trainer Ulli Kriebel betont die Vorfreude: „Die Mannschaft ist heiß, es ist ein Derby und ein direkter Konkurrent um die vorderen Plätze. Wir freuen uns wahnsinnig auf dieses Spiel.“ In gewisser Weise fällt dem Derby auch schon der Status eines Traditionsduells der 3. Liga zu: Insgesamt acht Mal trafen beide Mannschaften seit 2010 aufeinander. Mit sechs Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage spricht die Bilanz eindeutig für die Eintracht.

Das zweite Freitagsspiel bestreiten die die SG Menden und die TuS Spenge. Die vier bisherigen Niederlagen der Mendener fielen allesamt knapp aus, zuletzt mit einem Tor bei Lit Tribe Germania. Der Tabellenvierte aus Spenge ist also gewarnt. GWD Minden II hofft gegen die Bergischen Panther endlich auf den ersten Saisonsieg. Gegen Leichlingen und zuletzt beim Wilhelmshavener HV (29:30) schrammte man ganz knapp daran vorbei. Die Rhein Vikings wollen den vor einer Woche gegen den OHV Aurich unter Beweis gestellten Aufwärtstrend gegen den TuS Volmetal mit dem neuen Trainer Marc Rode bestätigen. Tabellenführer Wilhelmshavener HV empfängt die Ahlener SG und will seine weiße Weste wahren. In Gummersbach treffen die beiden Bundesliga-Reservemannschaften vom VfL und Team HandbALL Lippe II aufeinander und Aufsteiger LiT Tribe Germania kann sich mit einem Heimerfolg über den Leichlinger TV sein Polster auf die Abstiegsränge vergrößern.

Staffel Nord-Ost

Das große Spitzenspiel des Spieltages steigt mal wieder in Rostock. Die gastgebenden Empor-Handballer empfangen den Aufsteiger TuS Vinnhorst. Beide Mannschaften nach fünf Spieltagen satte 10:0 Punkte auf und überzeugten fast auf ganzer Linie. Nach dem Derbysieg vor einer Woche gegen die TSV Burgdorf II erklärte man im TuS-Lager die Rostocker bereits zum Favoriten, betonte aber, dass man an der Ostsee die Punkte natürlich nicht kampflos abgeben werden. Vor dem Gegner herrscht im Rostocker Lager großer Respekt. „Die haben auf allen Positionen richtige Topspieler“, unterstrich Trainer Till Wiechers gegenüber dem Portal Sportbuzzer. Ein Blick auf die Tabelle zeigt auch: Gemeinsam mit dem Dessau-Roßlauer HV besitzt Vinnhorst die stärkste Offensive der Liga (164 Tore). Für die Rostocker ist das Spitzenspiel der Auftakt in richtungsweisende Wochen: Unter anderem geht es die Verfolger TSV Altenholz und Eintracht Hildesheim.

Die Eintracht gastiert bei den zuletzt vier Mal in Serie punktlos gebliebenen Füchse Berlin II. Der TSV Altenholz bei solide in die Serie gestarteten SC Magdeburg II. Vor einer Woche hingegen kamen die SCM-Youngsters bei Handball Burgwedel ordentlich unter die Räder. (15:28).

Für Burgwedel war es nach Wochen mit einer dünnen Punkteausbeute die perfekte Ouvertüre zum Derby gegen den HSV Hannover. Auch der befreite sich nach drei Niederlagen in Serie mit einem überzeugenden 30:25-Auswärtssieg bei der HG Hamburg-Barmbek von einer schweren Last und blickt dem Derby, dass seit Einführung der 3.liga bereits zwölf Mal gespielt wurde, positiv entgegen. Bei drei Unentschieden sind die bisherigen Siege annähernd gleich verteilt.

Nach zwei Niederlagen in Serie steht der 1. VfL Potsdam gegen die Mecklenburger Stiere ein wenig unter Zugzwang. Die Gäste hatten sich am vergangenen Spieltag mehr als überzeugend bei der HSG Ostsee durchgesetzt und hoffen auf den zweiten Sieg in Serie.

Je nachdem, wie das Spitzenspiel in Rostock ausgeht, kann der DRHV an die Tabellenspitze springen. Dazu muss gegen die HSG Ostsee aber gewonnen werden. Die Gastgeber sind als Tabellenzweiter gegen das Schlusslicht haushoher Favorit.

Staffel Mitte

Zwei Kracher stehen im Blickpunk: Dass das Duell zwischen der MSG Bieberau/Modau und der HSG Hanau zu diesem Zeitpunkt der Saison einer sein würde – damit war nicht unbedingt zu rechnen. Besonders die Gäste aus Hanau hatten zu Saisonbeginn schwerwiegende Verletzungen einiger Leistungsträger, unter anderem von Neuzugang Daniel Wernig (Kreuzbandriss) zu beklagen. Umso erstaunlicher ist die bisherige Ausbeute von 8:2 Punkten. Insbesondere, weil es nach der 23:27-Niederlage am ersten Spieltag bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II vier Sieg am Stück gab. Eines der absoluten Topteams der Liga war aber noch nicht unter diesen vier Gegnern. Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei den Hanauern ist Michael Malik. Der Mittelmann wechselte vor der Saison der MSG nach Hanau. „Ich kann nicht sagen, dass es nicht etwas Besonderes ist, aber letztendlich soll man das Ganze nicht überstrapazieren“, sagte der Spielmacher gegenüber dem Darmstädter Echo. So brennen auf Bieberauer Seite Eric Schaeffter, Lucas Eisenhuth und Robin Marquardt darauf, gegen ihren alten Klub eine möglichst gute Figur abzugeben. Das Trio hatte seinerzeit bei der HSG Hanau den Sprung von der Jugend in den Seniorenbereich geschafft. Umgekehrt gilt das sicher auch für die jetzigen Hanauer Lucas Lorenz. In der Halle „Im Wesner“ werden 900 Zuschauer erwartet.

Dass das zweite Spitzenspiel eines sein würde, damit war zu rechnen. Denn von allen sogenannten Experten wurden sowohl der TV Großwallstadt als auch die SG Nußloch als die beiden großen Titelkandidaten genannt. Und mit Marc Nagel, der die SGN trainiert, kommt ein altbekanntes Gesicht an den Untermain. „Ich freu mich sehr auf viele bekannte Gesichter und auf das Spiel am Samstag“, sagt er. Zwar bestätigt Nagel die Ambitionen seiner Mannschaft („Wir wollen nicht im Mittelfeld landen.“), versucht gleichzeitig auch, den Ball flachzuhalten: „Ich habe ein paar Spieler, die gerade das erste Jahr im Männerbereich spielen, aber schon 40 Minuten auf der Platte stehen.“ Trotzdem steht die SG in Schlagweite zum Tabellenführer Bieberau/Modau, der TV Großwallstadt, der bisher nicht vollends überzeugen konnte mit drei Minuspunkten auch. Auch deshalb sagt Trainer Ralf Bader: „Wir freuen uns auf ein absolutes Topspiel, in wir dieses Mal nicht die Favoriten sind.“ Sein Team, dass in den vergangenen Wochen die Ausfälle wichtiger Leistungsträger zu beklagen hatte, kann nach der Rückkehr von Tom Spieß, Dino Corak und Jan Winkler wieder aus dem Vollen schöpfen.

Auf die beiden Spitzenspiele werden die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II, die SG Leutershausen und die HSG Rodgau Nieder-Roden ein Auge werfen. Die HSG kann sich mit einem Sieg beim Vorletzte TV Kirchzell eventuell in der Tabelle noch weiter nach vorne arbeiten, die Roten Teufel müssen beim SC DHfK Leipzig II bestehen. Der Nachwuchs der HSG Wetzlar kann sich mit einem Heimsieg über Eintracht Baunatal in der Spitzengruppe festsetzen.

Im Tabellenkeller stehen ebenfalls richtungsweisende Spiele an. Die HG Oftersheim/Schwetzingen sehnt sich nach vier Niederlagen in Serie nach einem Heimsieg gegen de HC Elbflorenz II, der HSC Bad Neustadt zu Hause gegen den Northeimer HC (3:7) nach den ersten Zählern.

Staffel Süd

Auch im Süden der Republik gibt es mit dem TuS Fürstenfeldbruck derzeit einen überraschenden Tabellenführer. Der steht vor dem schweren Auswärtsspiel beim TuS 04 KL-Dansenberg, der durchaus ambitioniert in die Spielzeit gestartet ist. Fürstenfeldbruck hat sich auswärts noch keinen Minuspunkt eingehandelt und geht sehr gefestigt in das Spiel. Die Gastgeber bangen vor dem Topspiel noch um Linksaußen Fabian Serwinski und Kreisläufer Sebastian Bösing.

Bereits 14 Mal trafen die Rhein-Neckar Löwen II und die Reserve des HBW Balingen-Weilstetten aufeinander. Beide Mannschaften konnten jeweils sieben Partien für sich entscheiden. Auch aufgrund der Tabellenkonstellation – der Dritte empfängt den zweiten – kann man von einer absolut offenen Begegnung ausgehen.

Ein Derby steht in Haßloch auf dem Plan. Für die gastgebende TSG übrigens das dritte hintereinander. Es kommt die HG Saarlouis, die sich nach der bitteren 19:24-Schlappe beim TV Hochdorf wieder rehabilitieren und den Anschluss nach oben herstellen möchte.

Zudem duellieren sich mit der TGS Pforzheim und dem VfL Pfullingen zwei weitere Mannschaften aus der großen Spitzengruppe. Die bisherige Bilanz spricht mit sieben Siegen und nur einer Niederlage deutlich für die Pforzheimer. Doch die Gäste haben mit drei Erfolgen in Serie ordentlich Selbstvertrauen getankt.

Vor einer Woche schaffte Aufsteiger TV 1887 Plochingen überraschend einen Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen II. Im zweiten Heimspiel hintereinander trifft man nun auf den TV Kornwestheim, der im Keller festhängt und zuletzt dreimal in Serie verloren hat.

Mit 5:5 Punkten steht die TSB Horkheim am unteren Ende des Mittelfeldes. Mit einem Auswärtssieg beim Vorletzten TV Willstätt könnte man sich ein wenig nach oben arbeiten. Gleiches gilt für den TV Hochdorf, der den Schwung aus dem Derbysieg gegen die HG Saarlouis nun in das Auswärtsspiel beim HC Oppenweiler/Backnang transportieren möchte. Ein Kellerduell steigt in Erlangen. Die HC-Reserve empfängt den Tabellenletzten TSV Blaustein. „Wir müssen uns dieser Herausforderung alle gemeinsam stellen“, sagte TSV-Trainer Sandro Joerß im Hinblick auf die großen verletzungssorgen.

Text: cb

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