Die 15 ist Pforzheims magische Zahl
Der TSV Allach um Philipp Hlawatsch kämpft am Sonntag gegen den HC Erlangen um den Einzug ins Viertelfinale. Foto: TSV Allach
06.05.2021 Jugendbundesliga männlich

Die 15 ist Pforzheims magische Zahl

Der dritte und letzte Spieltag in der zweiten Gruppenphase der männlichen A-Jugend-Bundesliga schafft Klarheit bei der Besetzung des Viertelfinals. Spannende Vergleiche und direkte Duelle wohlklingender Namen versprechen eine hohe Attraktivität.

Gruppe A: HC Empor Rostock - Füchse Berlin
Der Einzug der Füchse ins Viertelfinale dürfte nur noch Formsache sein. Zu dominant trat die Mannschaft von Trainer Bob Hanning nicht nur im Laufe der ganzen Saison, sondern auch speziell am Samstag im Hinspiel gegen Rostock auf als dass sie noch ernsthaft in Gefahr geräten könnte. Die Hauptstädter stellten mit dem 43:18-Sieg einmal mehr ihre Ambitionen unter Beweis und haben damit auch HC-Trainer Tristan Staat zutiefst beeindruckt: „Die Füchse haben meiner Meinung nach den besten Kader, den sie jemals im Nachwuchs besaßen. Man darf nicht vergessen, dass noch immer Leistungsträger fehlten.“ Staat sah vor einer Woche bei seinem Team eine gute Abwehr im Positionsspiel und weiß genau, was es im Heimspiel in der Rostocker Stadthalle zu vermeiden gilt: „Wir dürfen nicht so viele einfache Fehler machen. Sonst kommen die Füchse in ihr gefürchtetes Tempospiel.“

Gruppe B: SG Flensburg-Handewitt - SC Magdeburg
Flensburg und Magdeburg sind traditionell Stammgäste in den weiterführenden Runden um die Meisterschaft. In diesem Jahr kann nur eines der beiden Spitzenteams das Viertelfinale erreichen, und zwar der Gewinner des mit Spannung erwarteten Duells am Sonntag. „Die Vorfreude ist riesig", bestätigen die beiden Trainer Michael Jacobsen (Flensburg) und Julian Bauer (Magdeburg) übereinstimmend. Jacobsen sieht in der längeren Vorbereitungszeit der Gäste einen Vorteil auf deren Seite, beobachtet jedoch in den eigenen Reihen Steigerungen von Tag zu Tag. „Die Jungs zeigen im Training viel Leidenschaft und Spielfreude. Diese große Aufgabe kommt für uns vielleicht etwas früh, und aufgrund der Vorzeichen ist Magdeburg auch leichter Favorit, aber chancenlos sehe ich uns nicht", sag der Flensburger Coach. Der SCM sprach in der Vorbereitung nicht nur die handball-technischen Problemchen an, die Bauer im Spiel gegen Cottbus trotz des Sieges ausmachte, auch den mentalen Kompomenten nahm man sich an. „Wir haben Aspekte besprochen, wie wir aus Phasen herauskommen, in denen es nicht so gut läuft", erklärt der Übungsleiter vor dem Aufeinandertreffen der beiden auf Tempohandball setzenden Teams. Die Magdeburger haben sich vorgenommen, den Gastgebern ihr überfallartiges Spiel zu nehmen und sie stattdessen in den Positionsangriff zu zwingen. „Hier müssen wir versuchen", kündigt Bauer an, „vor allem die individuelle Qualität von Magnus Holpert und Mikael Helmersson in den Griff bekommen."
Den Live-Stream zu Partie finden Sie unter: https://www.twitch.tv/sprungwurftv

Gruppe C: TuSEM Essen - TSV Bayer Dormagen

Die Ausgangssituation ist für beide Mannschaften vergleichbar: Beide Teams haben sich mit ähnlichen Ergebnissen gegen die HSG Hanau durchgesetzt (Essen gewann mit 29:21, Dormagen setzte sich mit 28:18 durch) und treten derzeit einige B-Jugendlichen an. „Das wird sich am Wochenende nicht ändern“, sagt Dormagens Trainer David Röhrig. Bei seinem Team fehlen nach wie vor einige etablierte Kräfte aus. „Gegen Hanau haben die Jungs bereits gezeigt, dass sie auch in dieser Besetzung zusammenwachsen können. Es wird darauf ankommen, welches Team sich in der noch etwas ungewohnten Formation schneller und besser zurechtfindet.“ Der Gewinner dieses „Endspiels“ um den Gruppensieg erreicht die Runde der letzten acht, für den Verlierer ist die Saison beendet. Bei einem Unentschieden hätte Dormagen aufgrund des etwas besseren Torverhältnisses die Nase vorne.

Gruppe D: NSG EHV/Nickelhütte Aue - SC DHfK Leipzig
Die Motivation für das Heimspiel gegen Leipzig vermittelte Aues Trainer Jens Denecke seinen Spielern schon kurz nach der deutlichen Niederlage in Potsdam. „Wenn wir gegen Leipzig so spielen, bekommen wir 50 Gegentore." Das werden seine Schützlinge mit Sicherheit nicht über sich ergehen lassen wollen. So wünscht sich Denecke zum vermeintlichen Saisonabschluss eine deutliche Reduzierung der Fehlwürfe und technischen Fehler. Am Ergebnis wird er die Leistung seines Teams wohl nur bedingt messen, weil die Sachsen mit ihrer Qualität der klare Favorit auf zwei Punkte und den damit verbundenen Gruppensieg sind.

Gruppe E: Frischauf Göppingen - SG Pforzheim/Eutingen

Die Zahl 15 wird sich bis zum Sonntagmittag in den Köpfen der SG Pforzheim/Eutingen einbrennen. Mit (mindestens) so vielen Toren Unterschied müssen die Kombinierten ihr Auswärtsspiel bei Frischauf Göppingen gewinnen, um Balingen vom ersten Platz zu verdrängen. „Ich glaube, wir haben Druck auf Pforzheim aufgebaut. So deutlich muss man sich erst einmal gegen Göppingen durchsetzen“, sagte Balingens Trainer Julian Thomann. Einfach gemacht bekommen es die Gäste mit Sicherheit nicht. „Unser Balingen-Spiel entsprach nicht dem Anspruch, den wir an uns selbst haben. Allerdings war uns schon klar, dass beide Gruppengegner unter Wettkampfbedingungen weiter sind als wir. Da Pforzheim nun 14 Tore aufholen muss, wird es für uns sehr schwierig. Wir wollen uns natürlich sportlich fair aus der Bundesliga-Saison verabschieden und in Zukunft ein konstanteres Spiel aufbauen“, so Göppingens Trainer Gerd Römer. „Fahren nach Göppingen, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Ob es am Ende reichen wird, müssen wir sehen. Auf jeden Fall brauchen wir eine gute Balance zwischen maximaler Zielstrebigkeit und Geduld", macht SG-Trainer Alexander Lipps deutlich.

Gruppe F: TSV Helmlingen - HC Erlangen

HC Erlangen - TSV Allach
Gruppe F ist derzeit die mit der wenigsten Aussagekraft, weil Erlangen nach 14-tägiger Quarantäne noch keine Partie bestreiten konnte und jetzt innerhalb von 24 Stunden zweimal ran muss. Der Spielplan will es so, dass das abschließende Heimspiel gegen den TSV Allach Endspiel-Charakter besitzt, nachdem Allach den TuS Helmlingen mit 36:24 bezwungen hat. „In dieser außergewöhnlichen Situation mit nur einer Trainingseinheit vor den beiden Spielen sind wir natürlich der krasse Außenseiter. Aber wir nehmen die Situation an und werden 120 Minuten Kampf abliefern. Die vermeintlichen Nachteile wollen wir über andere Tugenden ausgleichen, und Qualität besitzen wir trotzdem genug", ist HC-Trainer Johannes Heufelder gespannt, wie sich die Mittelfranken aus der Affäre ziehen. Allach offenbarte beim Sieg gegen Helmlingen teilweise noch Findungsprobleme, gestaltete das Ergebnis jedoch erfolgreich. In der Vorrunde hatte der TSV in eigener Halle das Nachsehen. „Den jetzigen Zustand der Teams mit den damaligen zu vergleichen, wäre aber unzulässig, denn zu dieser Zeit war man noch im regulären Saison-Rhythmus. Wer sich durchsetzen kann, wird daher nicht nur vom allgemeinen Potenzial der Mannschaften abhängen, sondern vor allem auch davon, wer mit dieser wohl einmaligen Situation besser zurechtkommt", sagt Allachs Philipp Ruhwandl.
Für die Helmlinger endet am Samstag das Bundesliga-Abenteuer, denn der TuS wird trotz direkter Qualifikation auf die Teilnahme an der Bundesliga-Saison 2021/22 freiwillig verzichten. Beim Abschiedsspiel wollen sich die Gastgeber gegen Erlangen deshalb so lange wie möglich teuer verkaufen - wie schon oft und wie auch am vorletzten Wochenende, als man sich dem TSV Allach eine halbe Stunde auf Augenhöhe entgegenstemmte. Trainer Thomas Schuppan nimmt das letzte Aufgalopp trotzdem mit einem Lachen hin: „Wir sind zwar sieglos geblieben, aber für viele Spieler ging ein Traum in Erfüllung. Die Erfahrungen werden die Spieler weiterbringen und sicherlich stärker machen. Ich hoffe und wünsche meinen Jungs einen schönen Abschluss. Wir sind weiter stolz, zur elitären Gruppe der Bundesligisten gehört zu haben. Und das trotz fehlender Punkte zurecht.“

Gruppe G: HG Oftersheim/Schwetzingen - Rhein-Neckar-Löwen
Einmal hat es die HG Oftersheim/Schwetzingen schon geschafft - packt sie es noch ein zweites Mal? Der sensationelle Sieg über die Rhein-Neckar-Löwen in der Vorrundengruppe Süd gibt den Gastgebern Zusatzmotivation für das Heimspiel am Sonntag, die an die Stelle der Nervosität aus dem Auftaktspiel des Jahres treten soll. „Die massiven technischen Fehler aus der ersten Halbzeit gegen Münster müssen wir abstellen. Das darf uns gegen die Löwen nicht im Ansatz passieren. Sonst werden wir kaputt gerannt. Die Überraschung aus dem Herbst zu wiederholen, wird noch schwieriger, aber wir werden alles dafür tun, um ihnen erneut ein Bein zu stellen, die Partie so lange wie möglich offen zu halten und am Ende vielleicht wieder eine Nasenspitze vorne zu liegen“, sagt HG-Trainer Christoph Lahme. Die Gastgeber nehmen sich die letzten 20 Minuten aus dem Münster-Spiel als Vorbild. Da konnten sie mit mehr Variabilität und Entschlossenheit überzeugen. Um nicht nur die angesprochene Nasenspitze vorne zu liegen, sondern sogar noch die Kirsche auf Torte zu setzen, braucht Oftersheim einen Sieg mit fünf Treffern Unterschied. Dann würden Sie das Viertelfinale erreichen.

Gruppe H: TV Gelnhausen - TV Bittenfeld
Nicht unerwartet mussten Gelnhausen und Bittenfeld dem Favoriten JSG Melsungen/Körle/Guxhagen den Vortritt lassen, sodass beide Mannschaften am Samstag unter sich ausmachen, wer die Gruppe als Zweiter abschließt. „Gegen Melsungen ließen Emotionen und Leidenschaft zu wünschen übrig. Auch die Zahl der technischen Fehler und vergebenen Chancen war zu hoch. Wir wollen nach dem ersten Wettkampfspiel aber nicht zu kritisch sein. Gegen Bittenfeld wünsche ich mir eine höhere Einsatzbereitschaft und dass wir die Grundlagen besser umsetzen", sagt TVG-Trainer Oliver Hubbert, der sich die Videoaufzeichnungen von zwei Partien der Schwaben ansah und eine spielstarke, von allen Positionen torgefährliche Mannschaft erwartet. Sein Bittenfelder Kollege Ulf Lindner hält ebenfalls nichts von einem lockeren Austrudeln der Saison: „Wir wollen das letzte Spiel der Runde auf jeden Fall gewinnen." (RW)