Win-win-Situation für Lichtlein, Füchse und Potsdam
Nils Lichtlein befindet sich momentan im Dauereinsatz. - Foto: Agentur54Grad
26.05.2021 Jugendbundesliga männlich

Win-win-Situation für Lichtlein, Füchse und Potsdam

Im Fokus: Nils Lichtlein zwischen der 3. Liga und der JBLH

Nils Lichtlein bewältigt derzeit ein Mammutprogramm. Zuletzt absolvierte er innerhalb von zehn Tagen fünf bedeutende Spiele in der A-Jugend-Bundesliga für die Füchse Berlin und in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga für den 1. VfL Potsdam. Von dieser Kooperation profitieren alle Seiten: der Spieler und beide Mannschaften.

Er braucht rund eine Viertelstunde, um das hinlänglich zu bestätigen, was Daniel Deutsch später beschreiben sollte. „Du kannst ihn aufs Feld bringen, und er macht sein Ding.“ Nach 15 Minuten wechselt der Trainer des 1. VfL Potsdam den Linkshänder im Aufstiegsrundenspiel zur 2. Bundesliga bei der HSG Hanau ein. Und bitteschön: Lichtlein befördert seinen ersten Wurf direkt in die Maschen, bereitet anschließend mit sensationellen Pässen zwei Tore vor und setzt mit seiner vierten Offensivaktion den Kreisläufer in Szene, der einen Siebenmeter herausholt. „Nils hat eine unfassbare Qualität“, bringt Deutsch es auf den Punkt. Er ist torgefährlich und verfügt zugleich über eine großartige Übersicht, mit der er seine Nebenleute auf den Weg bringt.

Seit seinem Wechsel vom ESV Regensburg zu den Füchsen Berlin im Alter von 14 Jahren gewann der Rückraumspieler bereits drei deutsche Jugendmeisterschaften mit dem Hauptstadt-Klub. Nummer vier könnte für den Teeanger, der im Frühjahr bereits bis 2024 datierten Profivertrag unterschrieb, demnächst folgen. Das Halbfinalhinspiel gegen die JSG Melsungen/Körle/Guxhagen entschied Berlin mit 36:26 für sich. „Das sieht vor dem Rückspiel natürlich gut aus, aber im Handball ist alles möglich“, fordert Lichtlein vor dem zweiten Vergleich am Freitagabend in Nordhessen von sich und seinen Mitstreitern noch einmal 60 Minuten lang vollen Einsatz und höchste Konzentration. Apropos gute Ausgangslage: Nur ein Tag nach dem Melsungen-Spiel machten auch die Potsdamer, bei denen neben Lichtlein mit Robin Heinis und Matthes Langhoff zwei weitere Berliner A-Jugendliche dank einer Kooperation bereits Praxis im Seniorenbereich sammeln können, im Kampf um den Einzug in die 2. Bundesliga einen großen Schritt in Richtung der nächsten Runde. Potsdam gewann mit 35:27.

Lichtlein ist – auch wenn er beim VfL nur selten mittrainiert – in beiden Mannschaften eine wichtige Größe. Sowohl der 18-Jährige selbst als auch beide Teams profitieren davon. „Die Partien in der Aufstiegsrunde helfen mir extrem bei der Weiterentwicklung, weil es nicht irgendwelche Spiele sind. Alle Mannschaften sind äußerst motiviert. Das spürt man, und das kommt einem zu Gute. Bei den Füchsen ist meine Rolle, als Kapitän voranzugehen, noch einmal andere“, schildert er.

Die Begegnung in Hanau war für den Jugendnationalspielern die fünfte in zehn Tagen. Da stehen in diesen intensiven Wochen auch die Trainer in der Verantwortung. Berlins A-Jugend-Coach Bob Hanning und Potsdams Daniel Deutsch tauschen sich regelmäßig und intensiv über die Einsatzzeiten der „Doppelstarter“ aus. „Es geht nicht nur um die körperliche, sondern auch um die geistige Frische“, erklärt Deutsch. Aus diesem Grund kam Lichtlein in Hanau in der zweiten Hälfte nur noch kurz zum Einsatz, Heinis konnte sich nach der Pause auf die Verteidigung konzentrieren und Langhoff wurde komplett geschont. „Es stehen für die Jungs noch drei wichtige Wochen bevor, und deshalb musste Matti Spengler obwohl er ziemlich platt war, auf die Zähne beißen“, schildert Deutsch, dass er die Youngsters nicht überbelasten will.

Lichtlein, Langhoff und Heinis profitieren bei ihren Potsdam-Einsätzen auch unmittelbar voneinander. „Mit der Füchse-Achse können wir Routine und Eingespieltheit einbringen“, so Lichtlein. Kein Zufall also, dass die drei A-Jugendlichen auch gegen Hanau zusammen eine prima harmonierende Formation bildeten, auf die sich die Gegner erst einmal einstellen müssen. Dass zwei Rückraum-Linkshänder (Lichtlein und Heinis) zusammen auf der Platte stehen, hat Seltenheitswert. Auch wenn Lichtlein mit seinem Auge das Spielmacher-Gen auf der Mitte-Position besitzt und der körperlich stärkere Schweizer Heinis eher der Shooter-Typ ist, hält es Lichtlein nicht so eng mit einer präzisen Positionsvergabe: „Im Spiel gibt es ohnehin andauernd Übergange. Sagen wir es so: Wir spielen beide Rückraum.“

Auch wenn Nils Lichtleins Onkel Carsten und Opa Artur früher zwischen den Pfosten standen, kam diese Position für den Jüngsten im Handball-Familienstammbaum nie in Frage: „Dafür war und bin ich nicht groß genug. Und nicht verrückt genug.“  (RW)

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