Portraits der deutschen EM-Gegner
Auf Bundestrainer Henk Groener und sein Team kennen ihre Gegner bei der EM. - Foto: Marco Wolf
18.06.2020 A-Frauen

Portraits der deutschen EM-Gegner

Wer sind die Stars bei Rumänien, Norwegen und Polen - und wie sieht die Bilanz der DHB-Frauen aus? Die Zahlen, Daten und Fakten nach der Auslosung

Der Rekord-Europameister, die einzige vierfache Welthandballerin und ein Nachbarschaftsduell gegen einen Bietigheimer Topstar - das sind in Kurzform die Vorrundengegner der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der EM 2020 in Gruppe D im norwegischen Trondheim. Das Team von Bundestrainer Henk Groener trifft ab 3. Dezember auf Gastgeber Norwegen, die Rumäninnen mit Weltstar Cristina Neagu und die von Karolina Kudlacz-Gloc (Bietigheim, früher Leipzig) angeführten Polinnen.

Mindestens eines dieser Teams muss die DHB-Auswahl hinter sich lassen, um von Trondheim zur Hauptrunde in Stavanger zu erreichen. Hier die wichtigsten Informationen zu den drei deutschen Gegnern der EM-Vorrunde.

 

Rumänien (deutscher Gegner am 3. Dezember)

Die deutsche Bilanz:

89 Spiele - 32 Siege - 5 Remis - 52 Niederlagen - Tordifferenz: 1802:1895

Die letzten drei Begegnungen:

  1. November 2014, Freundschaftsspiel in Hamm/Westfalen 23:26
  2. Dezember 2016, EM-Spiel um Platz 5 in Göteborg/SWE 22:23
  3. Dezember 2018, EM-Vorrundenspiel in Brest/FRA 24:29

Letzter deutscher Sieg: 10. Dezember 2013/WM in Serbien - 26:23 in Novi Sad

Trainer: Bogdan Burcea/Robert Licu (ROU)

Stars: Cristina Neagu, Crina Pintea, Denisa Dedu

Erfolge: Weltmeister 1962, WM-Silber 1973, 2005, WM Bronze 2015, EM-Bronze 2010

EM 2018: 4. Platz - WM 2019: 12. Platz

Cristina Neagu ist die einzige Frau, die viermal Welthandballerin wurde - und sie ist der klare Chef im Ring bei den Rumäninnen, die sich in einem kontinuierlichen Umbruch befinden. Vor zwei Jahren bei der EM in Frankreich, zeigten Neagu & Co. der deutschen Mannschaft deutlich die Grenzen auf. Nachdem sich der Weltstar im Hauptrundenspiel gegen Ungarn einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, verpasste Rumänien als Vierter die zweite EM-Medaille nach Bronze 2010. Vor zwei Jahren war noch der Spanier Ambros Martin Trainer, auf ihn folgte der Schwede Tomas Ryde - und mittlerweile setzt Rumänien auf das einheimische Duo Bogdan Burcea und den früheren Bundesligaprofi Robert Licu (Magdeburg, Eisenach, Schwerin) auf der Bank. Auch der Torwarttrainer ist in Deutshcland kein Unbekannter: der Spanier Jaume Fort, der lane Zeit in Lemgo und Göppingen spielte. Bei der WM 2019 in Japan enttäuschten die Rumäninnen als Zwölfte. Neben Neagu finden sich weitere Topspielerinnen des 2016er Champions-League-Siegers CSM Bukarest im Kader, wie Torfrau Denisa Dedu oder Kreisläuferin Crina Pintea, die 2019 mit Györ die Königsklasse gewann. Rumänien verfügt seit Dekaden über eine Vielzahl von Toptalenten, wurde zum Beispiel 2014 U18-Weltmeister durch einen Finalsieg über Deutschland und Turnier-MVP Emily Bölk.

 

Norwegen (deutscher Gegner am 5. Dezember)

Die deutsche Bilanz:

91 Spiele - 38 Siege - 8 Remis - 46 Niederlagen - Tordifferenz: 1697:1750

Die letzten drei Begegnungen:

  1. März 2016, Freundschaftsspiel in Langhus/NOR 28:35
  2. Dezember 2018, EM-Vorrundenspiel in Brest/FRA 33:32
  3. Dezember 2019, WM-Hauptrundenspiel in Kumamoto/JPN 29:32

Trainer: Thorir Hergeirsson (ISL)

Stars: Nora Mörk, Amanda Kurtovic, Heidi Löke

Erfolge: Olympiagold 2008, 2012, Olympiasilber 1992, Olympiabronze 2004, 2016, Weltmeister 1999, 2011, 2015, Vize-Weltmeister 1997, 2001, 2007, WM-Dritter 1996, 1993, 2009, 2017, Europameister 1998, 2004, 2006, 2008, 2010, 2014, 2016, EM-Zweiter 1996, 2002, 2012

EM 2018: 5. Platz - WM 2019: 4. Platz

Sieben EM-Titel, davon vier in Folge, zehn EM-Medaillen - auf europäischer Ebene sucht Norwegen seines gleichen, auch wenn das Team des Isländers Thorir Hergeirsson 2018 nach fast 20 Jahren erstmals ein EM-Halbfinale verpasst hatte. Ein Grund dafür war sicherlich der deutsche Sensationssieg im ersten Vorrundenspiel in Brest, als Torfrau Isabell Roch das 33:32 mit einer finalen Parade festhielt. Der Doppel-Olympiasieger und Dreifach-Weltmeister war über viele Jahre das Maß aller Dinge im internationalen Frauenhandball, verpasste aber auch bei der WM in Japan als Vierter eine Medaille, als man nach dem entscheidenden Hauptrundensieg über Deutschland zunächst gegen Spanien das Halbfinale (22:28) und dann gegen Russland das Spiel um Platz (28:33) verlor. Die Liste der Topstars im norwegischen Team ist lange - in Japan fehlten allerdings viele Spielerinnen wie die Torhüterinnen Katrine Lunde und Kari Grimsbö sowie die Linkshänderinnen Nora Mörk und Amanda Kurtovic verletzt. Aber mit dem Heimvorteil im Rücken ist Norwegen einer der größten Favoriten auf den EM-Titel.

 

Polen (deutscher Gegner am 7. Dezember)

Die deutsche Bilanz:

60 Spiele - 36 Siege - 6 Remis - 18 Niederlagen - Tordifferenz: 1420:1279

Die letzten drei Begegnungen:

  1. November 2015, Freundschaftsspiel in Leipzig 30:31
  2. Dezember 2016, EM-Vorrundenspiel in Kristianstad/SWE 23:22
  3. November 2018, Freundschaftsspiel in Alicante/ESP 28:27

Trainer: Arne Senstadt (NOR)

Stars: Karolina Kudlacz-Gloc, Kinga Achruk, Monika Kobylinska

Erfolge: WM-Vierter 2013 und 2015, EM-Fünfter 1998

EM 2018: 14. Platz - WM 2019: nicht qualifiziert

183 Länderspiele, 925 Tore, seit 16 Jahren im Nationaltrikot, seit vielen Jahren Kapitänin - Karolina Kudlacz-Gloc ist der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Polinnen. Seit 2006 spielt die 35-Jährige auch in der Bundesliga eine tragende Rolle, bis 2017 beim HC Leipzig, seither bei der SG BBM Bietigheim. Gemeinsam mit Kinga Achruk und der früher in Metzingen spielenden Monika Kobylinska gehört Kudlacz-Glocie zu den wenigen Routiniers im polnischen Team, das seit 2019 einen neuen Trainer hat: Der Norweger Arne Senstadt folgte auf Leszek Krowicki, der früher viele Jahre Trainer des VfL Oldenburg und interimsweise auch der DHB-Auswahl war. Vor sechs Jahren gab es genau die gleiche Konstellation bei einer EM wie nun am 7. Dezember in Trondheim. Deutschland und Polen treffen im letzten Vorrundenspie aufeinander. 2016 in Kristianstad war es ein Alles-oder-Nichts für beide Teams: Gewinnt Polen, reist Deutschland ab - so aber gewann die Biegler-Truppe hauchdünn 23:22 und zog sogar als Gruppensieger in die Hauptrunde in Göteborg ein. Polen ist der einzige EM-2020-Vorrundengegner, gegen den die deutsche Mannschaft eine positive Bilanz aufweist.

(BP)

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