Horstmann: Strukturiert, erfahren und eher zufällig wieder Co-Trainerin
Co-Trainerin Heike Horstmann. - Foto: Marco Wolf
14.02.2019 A-Frauen

Horstmann: Strukturiert, erfahren und eher zufällig wieder Co-Trainerin

Zum zweiten Mal ist Heike Horstmann Co-Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft. In ihre erste Amtszeit in dieser Funktion (2005 bis 2008) fallen WM-Bronze 2007 und die Olympiateilnahme 2008. Horstmann ist 47 Jahre alt und absolvierte 168 Länderspiele für Deutschland, davon eine Vielzahl als Kapitänin der Nationalmannschaft.

Die gebürtige Sauerländerin spielte unter ihrem Mädchennamen Schmidt 16 Jahre in der Bundeliga, vornehmlich für Oldenburg, aber auch für Bremen und Buxtehude. In diesem Interview äußert sich die frühere Spielmacherin über ihre Aufgaben im Stab von Bundestrainer Henk Groener und das gemeinsame Fernziel Olympia 2020.

Beim nächsten Länderspiel auf deutschem Boden hat sie quasi ein Heimspiel, denn am 23. März (18 Uhr) geht es in ihrer Wahlheimat Oldenburg gegen die Niederlande, Karten für das Testspiel in der Großen EWE-Arena gibt es unter dhb.de/tickets.

Wie kam es zu Ihrer Rückkehr als Co-Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft?
Heike Horstmann: Henk Groener war in Oldenburg zu Besuch, wir haben uns eine Stunde lang unterhalten. Einen Tag später hat Henk dann noch einmal angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich habe das Ganze mit meiner Familie und meinem Arbeitgeber, der EWE, wo ich als Architektin arbeite, besprochen, und da war der Weg frei. Es ist eine reizvolle Aufgabe mit dieser jungen Mannschaft zu arbeiten.

Wie teilen Sie sich die Aufgaben mit Bundestrainer Henk Groener auf?
Heike Horstmann: Henk verteilt eigentlich keine Rollen, jeder macht den Job, wo er gebraucht wird und seine Stärken einbringen kann. Wir stimmen uns natürlich sehr eng ab, was die Zusammenstellung des Kaders betrifft. In den Trainingseinheiten teilen wir uns zum Beispiel so auf, dass ich den Angriff und er die Abwehr coacht. Wie von den Spielerinnen verlangt Henk auch von uns, dass wir uns aktiv einbringen und mitreden. Jeder soll seine Meinung sagen. Und bei den Regionallehrgängen ist jeder von uns mit unterschiedlichen Kleingruppen befasst. Mir macht diese Verteilung großen Spaß, ich kann mich intensiv einbringen.

Welche Jobs haben Sie aktuell noch im Handball?
Heike Horstmann: Ich habe fünf Jahre lang das Wunderhorn-Turnier in Oldenburg organisiert, da helfe ich auch weiterhin. Aber die Nationalmannschaft steht klar im Fokus, schließlich muss ich alles mit meinem Job und der Familie in Einklang bringen. Es muss ja alles auch Spaß machen, und seinerzeit bin ich ja auch wegen meines Sohnes kürzergetreten. Es soll ja nicht so sein, dass ich jeden Abend in irgendeiner Halle bin und eine Kinderbetreuung organisieren muss.

Mit Torwarttrainerin Debbie Klijn sind Sie Teil eines deutsch-niederländischen Trainergespanns, wie funktioniert das?
Heike Horstmann: Sehr gut und absolut problemlos. Wobei die niederländische Kultur schon eine andere ist. Deutsche arbeiten immer sehr akkurat, Niederländer sehen alles etwas lockerer. Da ich gerne sehr strukturiert arbeite und Henk viel spontan entscheidet, musste ich mich erst einmal darauf einstellen. Aber das passt sehr gut, jeder bringt seine Stärken ein.

Welche Erfahrungen können Sie an die jungen Spielerinnen weitergeben – sei es im Training oder bei einem großen Turnier wie der EM im Dezember?
Heike Horstmann: Ich war als Spielerin immer auf den Angriff fokussiert, die Abwehr war nicht meins. Und daher kann ich im individuellen Training sehr viel an Grundlagen gerade für die Offensive weitergeben. Bei der EM hatten wir sechs Debütantinnen, da konnte ich viel vermitteln, was auf sie zukommt und wie so ein Turnier abläuft.

Sie haben gerade den Regional-Lehrgang in Dortmund beendet – wie bewerten Sie diese Form des Trainings?
Heike Horstmann: Diese Form ist super für junge Spielerinnen. Sie lernen viel, sie können sich einbringen – und sie können sofort in die Bresche springen, wenn eine Stammspielerin ausfällt, wie im Falle von Mia Zschocke bei der EM, als Kim Naidzinavicius sich verletzt hatte. Sie kennen dann die Abläufe.

Wie bereiten Sie sich – gemeinsam mit Bundestrainer Henk Groener – auf den WM-Play-off-Gegner Kroatien vor?
Heike Horstmann: Wir schauen uns die Videos an, dann besprechen wir, was wir gesehen haben – und anschließend erhalten die Spielerinnen spezielle Aufgaben, um sich auf den Gegner vorzubereiten, wie: Wo liegen die Stärken und Schwächen von Angriff und Abwehr, wie gestaltet der Gegner Tempogegenstöße oder Überzahlsituationen? So steigt die Identifikation mit dem Input, der von uns kommt.

Sie waren als Co-Trainerin von Armin Emrich 2008 bei den Olympischen Spielen von Peking dabei – ist Olympia 2020 in Tokio ihr großes Ziel?
Heike Horstmann: Aber natürlich, Olympia ist das Größte für jeden Handballer, jeden Sportler. Olympia ist das große Ziel von uns, alles ist darauf ausgerichtet. Ich persönlich zehre heute noch von den Erlebnissen und Erfahrungen dieses Riesen-Höhepunkts in Peking. Das Ergebnis der EM 2018 mit Platz zehn spiegelt nicht unsere Entwicklung wider, und wir wissen ja auch, dass wir bei der WM mindestens Platz sieben erreichen müssen, um im Rennen für die Olympiatickets zu bleiben. Also wollen wir im Dezember noch einen draufsetzen auf unsere EM-Leistung. Dafür müssen wir uns steigern und weiterentwickeln.

Quelle: BP