Die doppelte Nationaltorhüterin
Katharina Filter mit einer starken Parade. - Foto: Jörg Gettwart
24.06.2022 Beach

Die doppelte Nationaltorhüterin

Nationaltorhüterin Katharina Filter (23) spielt ihre zweite Weltmeisterschaft innerhalb von sieben Monaten: „Ich möchte beides unbedingt machen.“

Im Dezember war im Viertelfinale noch Schluss, aber nur sieben Monate hat Katharina Filter schon die nächste Chance auf den Halbfinaleinzug bei einer Weltmeisterschaft: Mit der Beachhandball-Nationalmannschaft steht die 23-Jährige im Viertelfinale bei der WM auf Kreta. Am Samstag (11.20 Uhr) will das Team um Nationaltrainer Alexander Novakovic mit einem Sieg gegen Portugal dem Traum von der Medaille einen Schritt näher kommen.  

Dass die deutsche Mannschaft in den ersten sechs WM-Spielen nicht einen Satz abgab und mit einer makellosen Bilanz durch Vor- und Hauptrunde marschierte, ist auch der Verdienst von Filter. Nur in einem Satz gegen Norwegen kassierte sie 20 Punkte; ansonsten sind es deutlich weniger. Im ersten Spiel gegen Brasilien erzielten die Südamerikanerinnen gar nur vier (!) Zähler in den zweiten zehn Minuten.   

Spricht man mit den Mitspielerinnen von Filter nach den Spielen, loben sie ihre Torhüterin regelmäßig. „Das ist wirklich bockstark“, adelt auch Co-Trainer Hendrik Sander die Leistung von Filter. „Sie ist eine echte Waffe hinten im Tor; wenn sie einen starken Tag hat, möchte ich nicht in der anderen Mannschaft sein.“ Gemeinsam mit der Abwehrformation um Kirsten Walter, Lucie Marie Kretzschmar und Liv Süchting ist Filter ein Garant für den Erfolg. 

„Es läuft gut, wir haben Spaß und sind alle happy“, freute sich die Torhüterin bereits am Donnerstagabend nach dem feststehenden Viertelfinaleinzug. Mit einem weiteren 2:0 (23:14, 26:14) gegen die Niederlande im letzten Hauptrundenspiel sicherte sich das deutsche Team den Gruppensieg. Das war das erklärte Ziel, denn man wolle - so Filter - „die bestmögliche Ausgangslage“. 

Für die Torhüterin ist es nach zwei Teilnahmen an den Beachhandball-Europameisterschaften 2019 und 2021 die erste Weltmeisterschaft im Sand. In der Halle stand Filter - wie eingangs erwähnt - im Dezember 2021 in Spanien zwischen den Pfosten. „Auch, wenn ich die Erfahrung schon gemacht habe, bei einer WM auf andere Nationen und andere Kulturen zu treffen, ist die Anspannung natürlich groß“, sagte sie vor Turnierbeginn. 

Denn neben dem Untergrund gibt es natürlich noch weitere Unterschiede zwischen den beiden Sportarten. „Bei der Halle spielst du alle zwei Tage, hier spielst du jeden Tag - und manchmal auch zweimal an einem Tag“, beschreibt Filter. „Daher muss die Vorbereitung schneller sitzen, denn du hast nicht viel Zeit - und du musst im Kopf schnell von Gegner zu Gegner switchen.“ 

Auch von den Bewegungen her muss sich Filter umstellen, wenn es von der Halle in den Sand geht. „Ich muss länger warten, weil Kempa und Spinshots kommen - das ist vom Timing her natürlich anders“, erläutert die 23-Jährige und schmunzelt: „Lange Pässe kann ich aber auch im Sand spielen.“ Nach einem Gegentreffer der schnelle Pass nach vorne auf Isabel Kattner: Auch das ein Erfolgsrezept für die deutsche Auswahl. 

Ebenfalls ein Unterschied: Filter ist die einzige Torfrau im Kader. Gespannpartnerin Magdalena Frey (24) ist zwar mit nach Kreta gereist, kann jedoch nur im Falle einer Verletzung von Filter für diese nachnominiert werden. Die Verantwortung liegt damit alleine bei Filter - einen schlechten Tag kann sie sich nicht erlauben. 

„Ich mache mir darüber keinen Kopf, ich will der Mannschaft einfach ein guter Rückhalt sein“, sagte Filter. Außerdem kennt sie die Situation bereits: Beim Titelgewinn im vergangenen Sommer wechselten sich Filter und Frey ab - bei der Europameisterschaft war eine Rotation im Kader vor jedem Spiel möglich. Damals stürmte das DHB-Team ohne Niederlage bis zum EM-Titel - was ist dieses Jahr in Kreta noch drin?

„Wir unterschätzen hier keinen - auch, wenn man außen denken könnte, dass wir hier souverän durchlaufen“, betonte Filter. Natürlich sei es ein „mega Gefühl“, immer noch ungeschlagen zu sein, aber: „Es waren sehr harte Spiele, vor allem in der Hitze.“ Die willkommen Abkühlung ist das Bad im Mittelmeer am Ende eines Spieltags: „Das ersetzt die Eistonne.“ 

Nach der Weltmeisterschaft haben Filter und ihre Mannschaftskolleginnen gerade einmal neun Tage Pause, bevor das nächste Highlight wartet: Die World Games in Birmingham (USA). „Der Fokus liegt aktuell natürlich auf der WM, aber die Vorfreude ist natürlich schon riesig“, sagt Filter. Anschließend geht es für die Torhüterin nach Dänemark, wo wenige Tage später die Vorbereitung mit ihrem neuen Klub Kopenhagen Handbold beginnt - und sich der Fokus wieder auf die Halle richtet, wo mit der Europameisterschaft bereits im November das nächste Großturnier auf Filter warten könnte. 

Nationaltorhüterin in der Halle und im Sand: Wie schafft man dieses Pensum? „Ich habe an beidem einfach super viel Spaß“, strahlt sie. „Ich hänge mich rein und trainiere in beiden Sportarten hart, aber ich möchte beides einfach unbedingt machen.“ 

(jun)

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