Jochen Beppler:
Chef-Bundestrainer Nachwuchs Jochen Beppler. - Foto: René Weiss
18.12.2019 Landesverbände

Jochen Beppler: "Ich hoffe auf begeisternde und mitreißende Spiele"

Interview zum Deutschland Cup 2019 / Nachwuchs-Turnier startet am 20. Dezember in Berlin

In wenigen Tagen beginnt der Deutschland Cup in der Hauptstadt. 16 Landesverbände und ihre Auswahlmannschaften im männliche Nachwuchs nehmen an dem Wettbewerb teil. Der Finaltag wird live von Sportdeutschland.TV via dhb.de/livestream übertragen. Vor dem Turnier äußert sich Chef-Bundestrainer Nachwuchs Jochen Beppler zu der Bedeutung des Deutschland Cups für den DHB.

Was erwartest Sie vom diesjährigen Deutschland Cup?

Jochen Beppler: Zunächst einmal ähnlich begeisternde und mitreißende Spiele wie in den Jahren zuvor. Das gelingt natürlich nur bei hoch motivierten Jugendlichen und auch einer großen Fangemeinde von Eltern, die ihre Mannschaften unterstützen und so auch für gute Atmosphären in den Hallen sorgen werden.

Welche Rolle spielt der Deutschland Cup für die Nachwuchssichtung des DHB?

Jochen Beppler: Der Deutschland Cup ist neben der Sichtung, die zehn Monate zuvor stattfindet, eine der zentralen Veranstaltungen in unserem Sichtungskalender. Zum einen, weil wir uns die Entwicklung bekannter Spieler betrachten wollen, schauen wollen, wie weit dieser voran geschritten ist. Zum anderen ist es eine Möglichkeit für Spätentwickler oder neue Spieler, die bei der Sichtung noch gar nicht dabei waren, sich in den Fokus zu spielen und einfach zu zeigen, dass sie auch das Potential haben und somit eine große Breite in diesen Kader kommt.

Wie groß wird in diesem Jahr die Präsenz der DHB-Coaches sein?

Jochen Beppler: Wir werden mit voller Kapelle vor Ort sein. Talentcoach Carsten Klavehn, Junioren-Bundestrainer Martin Heuberger, Jugend-Bundestrainer Erik Wuttke, Co-Trainer Alexander Koke und meine Person werden alle in Berlin sein.

Welche Gelegenheiten haben Sie noch, um die Spieler für die Nachwuchsmannschaften des DHB zu beobachten?

Jochen Beppler: Natürlich zum einen die Kommunikationen mit den Trainerinnen und Trainern. Nach den Landestrainern sind das auch Club- und Vereinstrainer, die für uns die Ansprechpartner sind, wenn die Landesförderung aufhört. Zum anderen sind das auch die Spiele in der Jugend-Bundesliga und die Video-Plattformen. Für die B-Jugendlichen - wo es ja noch keine Jugend Bundesliga gibt - sind es dann natürlich die Deutschen Meisterschaften, die noch anstehen.

Wie wichtig wäre die Einführung einer Jugend-Bundesliga im Bereich der B-Jugend?

Jochen Beppler: Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der Veränderungen gegenüber negativ eingestellt ist oder gar davor Angst hätte. Von daher braucht man mich in diesem Thema nicht so stark überzeugen. Alles, was unseren Nachwuchs voran bringt, ist wichtig und muss bedacht werden. Genaus wichtig ist in diesem Alter aber ein sehr gutes Training, das nicht - weil es Bundesliga heißt - auf kollektive Sachen ausgelegt ist, sondern das sollte weiterhin individuell und gruppentaktisch geprägt sein. Wenn man beides - gutes Training und Wettkampfmöglichkeiten - schafft, dann glaube ich, dass es unseren Nachwuchs nach Vorne bringt. Deshalb habe ich da keine Angst vor einer Veränderung.

Welche Rolle spielt „Jugend trainiert für Olympia“ bei der Beobachtung der Spieler?

Jochen Beppler: In der Regel ist es so, dass wir bei „Jugend trainiert für Olympia“ schon die meisten unserer Nationalspielerinnen und Nationalspieler durch die Sichtungen und die Ländervergleiche zu diesem Zeitpunkt kennen. Andererseits sind wir immer vor Ort, weil der Schulsport an sich für uns eine besondere Bedeutung hat. Gerade das Vormittagstraining ist für unsere Nachwuchsathleten wichtig und das wird in den Schulen realisiert. Deswegen ist der Wettbewerb für uns alleine schon wegen der Stärkung des Schulsports als Fach unerlässlich.

Wie hat sich der Wettbewerb in den letzten Jahren sportlich verändert? Wie hat sich die Neuorganisation des Deutschland Cups bewährt?

Jochen Beppler: Ich denke, dass es zu diesem Zeitpunkt noch relativ früh ist, um das abschließend zu beurteilen. Allerdings läßt sich schon sagen, dass jedes Gruppenspiel bereits einen mitentscheidenden Charakter hat, ob du überhaupt ins Viertelfinale kommst. Von daher kann man sich - wenn überhaupt - nur in der Vorrunde einen Ausrutscher leisten. Selbst da haben die letzten Jahre aber gezeigt, dass es mitunter über das Torverhältnis geht oder ein Dreier-Vergleich herangezogen werden musste, so dass du schon sagen kannst, dass jede Aktion eine Auswirkung haben kann. Es sind Situationen, die man sich für die Spieler wünscht, dass sie in enge Situationen kommen und in den Spielen Verantwortung übernehmen müssen - auch auf hohem Niveau. Von daher ist das Zusammenrücken auch in der Vierer-Gruppe schon ein positiver Schritt.

Was sind die größten Herausforderungen beim Deutschland Cup? 

Jochen Beppler: Die größte Herausforderung ist für die Athleten der erste Tag eher physisch. Anschließend ist es dann eine gute Fokussierung und eine Umstellungsfähigkeit, auf die sich aus den anderen Spielen ergebenden Gegnern. Es ist also die Kombination aus Physis und einer unheimlich großen Variabilität, die du in so einem Turnierverlauf benötigst. Da brauchst du in jedem Spiel andere Akteuere, die dann in den Fokus rücken. Das ist bei den sechs Partien, die mitunter bis zum Sieg gebraucht werden, notwendig.

Was sagen Sie zum Austragungsort Berlin und den hiesigen Hallen?

Jochen Beppler: Berlin hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Ausrichter bewährt, sondern innerhalb der Zeitspanne Jahr für Jahr weiterentwickelt. Da machen Thomas Ludewig, Toni Büttner und ihr Team eine wirklich tolle Arbeit. Abseits des Feldes geben die Jugendsprecher eine wirklich hervorragende Werbung für ehrenamtliches Engagement ab.

Wer sind für Sie die diesjährigen Favoriten? Wird Berlin seinen Titel verteidigen können?

Jochen Beppler: Das ist relativ klar zu sagen, dass der Favoritenkreis immer sehr groß ist. Das macht den Deutschland Cup sportlich aber auch so attraktiv. Der Gastgeber gehört mit Sicherheit zu dem Kreis der Mannschaften, die das Turnier gewinnen können.

Der Deutschland Cup bzw. der Länderpokal war auch immer wieder der Einstieg zu großen Handballerkarrieren. Können Sie ein paar aktuelle Beispiele nennen?

Jochen Beppler: Gerade aus den letzten Jahrgängen kann ich da einige Spieler nennen. Ich habe jetzt zum ersten Mal einen kompletten Durchlauf erlebt. Also vom Jahrgang 1998 habe ich von der ersten und zweiten Sichtung - sprich Länderpokal - alles gesehen. Till Klimpke und Sebastian Heymann haben sich für den erweiterten Kader der Nationalmannschaft empfohlen. Aus dem Jahrgang 1999 ist zum Beispiel Tim Matthes in den Bundesligakader gerückt. Aus dem Jahrgang 2000 haben wir dann Juri Knorr mit Bundesligaeinsätzen. Aber das sind nur vier von sicherlich ganz vielen Spielern, die es geschafft haben vom Deutschland Cup über die einzelnen Entwicklungsschritte bis in höchsten Spielklassen und in die Nationalmannschaft des DHB zu entwickeln.

(Michael Hundt)

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